Smurfit Kappa Swisswell AG
Messen, mindern, eliminieren
Fehler passieren in jeder Branche und jedem Unternehmen. Spannend ist dabei, wie Fehlleistungen gemessen werden und welche Werkzeuge ein Hersteller nutzt, um seine Qualität zu optimieren und Missgeschicke zu eliminieren.
Autor: Beni Krieger, Texter/Konzepter in Oberwil bei Zug

350 produzierende Werke in 36 Ländern. 8 Mio. Tonnen recyceltes Papier pro Jahr. Keine Wald-Kahlschläge und die Einhaltung aller Vorgaben des BRC Global Standard for Packaging Materials (BRCGS): Smurfit Kappa ist nicht nur Europas Nummer Eins für Verpackungen aus Pappe und Papier, sondern auch führend im Einsatz für umweltgerechte und nachhaltige Produktion.
Mit Stolz ein aktiver Teil der grossen Gruppe und qualitativ ganz vorn dabei: die Smurfit Kappa Swisswell AG in Möhlin. Das Schweizer KMU produziert keine Primärverpackungen (Teile im direkten Kontakt mit Lebensmitteln), sondern das Drumherum aus Papier und Pappe. Zu den Kunden zählen die besten Namen der Sektoren Lebensmittel, Getränke, Konsumgüter, Non Food, Industrie, Pharma und Chemie. Paul Beck, IT Manager der Smurfit Kappa Swisswell AG: «Wir beliefern fast alle grossen Firmen in der Schweiz, sind aber auch international präsent. Dabei versuchen wir ganz bewusst, die Vorteile operativer Autarkie mit übergeordneter Grösse zu kombinieren.»
Keine Fehler gibt es nicht
Mal ist es ein menschliches Missgeschick, mal versagt eine Maschine. Sicher ist nur: Kein Unternehmen arbeitet permanent fehlerfrei. Aber fast keine Fehler machen und immer besser werden? Das ist realistisch. Und mit Verlaub: Eben deshalb gibt es und braucht es ja den schönen Beruf des Qualitätsmanagers!
Das gilt auch in der Verpackungsindustrie. Die Smurfit Kappa Swisswell AG in Möhlin bietet als klassischer Teilnehmer der Chargenindustrie Tausenden von Kunden Zehntausende von Produkten – chargenweise und individuell hergestellt.
Sind wir besser als die anderen?
Um sich in diesem Umfeld mit dem Markt vergleichen zu können, misst man in Möhlin fehlerhafte Teile pro Million (PPM / Parts per Million) und Reklamationen pro Million Teile (CPM / Complaints per Million). Erfasst und verwaltet werden diese Meldungen seit einigen Jahren mit der Qualitätsmanagement-Software IQSoft der Zofinger IQS AG.
Krzysztof Szpila, seit 2022 Head of Quality Management in Möhlin, verantwortet in Möhlin die Prozesslenkung der Bereiche Qualität und Hygiene. Unter seiner Führung arbeiten derzeit gut 100 der rund 140 Mitarbeitenden mit IQSoft. Szpila ist stolz auf die Performance seiner Leute:
«Die durch digitale Prozesslenkung und den Einsatz der Mitarbeitenden umgesetzten Qualitätsmassnahmen zahlen sich aus. Die CPM haben wir seit 2018 um über 50% gesenkt und verzeichneten 2022 gerade mal 1.2 Reklamationen pro Million Teile. Und auch bei den PPM sind wir sehr gut im Rennen. Das Ziel der Smurfit Kappa Gruppe sind maximal 300 fehlerhafte Teile pro Million. Wir sind aktuell bei 223 und damit sechsfach besser als noch 2018.»

Internationale Vergleichbarkeit dank sauberer Datensätze
Paul Beck: «Wir haben international natürlich verschiedene Kostenstrukturen. Auch die Benchmarks pro Maschine variieren. Dennoch möchte Smurfit Kappa Leistung und Reklamationen vergleichen. Die Konzernleitung will auf Knopfdruck wissen, welche Werke die besten sind, weil sie ihrerseits von den Kunden aufgefordert wird, eben diese Infos zu liefern. Wer arbeitet weltweit wie gut? Wir können das mit IQSoft belegen.» Krzysztof Szpila: «Jedes Werk ist eigenständig. Wir homogenisieren das.»
Qualitätslenkung ohne Fachwissen? Kaum machbar
Eingeführt wurde IQSoft bei der Smurfit Kappa Swisswell AG ursprünglich als Werkzeug zur Kanalisierung vorhandener Daten. Paul Beck erinnert sich: «Ich bekam damals einen neuen Kollegen mit Erfahrung im Qualitätsmanagement. Für ihn war Prozesslenkung normal. Aber für uns ohne Background waren die neuen Impulse eine Herausforderung, die auf viele Widerstände traf. Ich lernte damals: Qualitätsförderung mit einem digitalen Werkzeug wie IQSoft braucht einen Treiber, der bestehende Strukturen und das digitale Tool dynamisch auf einen Nenner bringt.»
«Ich meine: Nur ein Profi kann ein Werkzeug wie IQSoft optimal einsetzen. Wer es implementiert, sollte sich im Dokumentenmanagement auskennen und wissen, wie man Dokumente sauber erfasst und ablegt.»

Hans-Peter Kost, Verwaltungsratspräsident der IQS AG, sieht das genauso: «Wenn einer ein Buchhaltungsprogramm kauft, ist er deswegen noch kein Buchhalter. Digitale Prozesslenkung verlangt nach einer Führungsperson, die den Einsatz des Tools von A bis Z plant und auch sagt, wie mit dem Tool zu arbeiten ist.»
Gute Struktur erlaubt Automatisierung
Krzysztof Szpila: «Ich habe die Workflows geschaffen und schliesse sie auch ab. Das heisst zum Beispiel: Eine Meldung wird in IQSoft abgelegt. Die zuständige Fachperson bearbeitet die Pendenz. Ich schaue dann am Schluss, ob alles sauber umgesetzt wurde. Unser Ziel ist die IQSoft-basierte Automatisierung all jener Arbeiten, die als Routine verarbeitet werden können.»
Ist also bereits alles im automatischen Fluss? «Ich wünsche mir, dass die Leute ihre eigenen Dokumente selber updaten. Auf Dauer stelle ich als Profi dann nur noch die Weichen und werde vom Gestalter zum Controller. Aktuell schreibe ich daher die firmeninternen Arbeitsanweisungen für die Nutzung von IQSoft.»
Hans-Peter Kost unterstreicht diesen Punkt: «Wir als Software-Anbieter können keine Anleitung schreiben, wie IQSoft zu nutzen ist. Das macht der Kunde individuell. Ganz allgemein geht die Entwicklung von IQSoft tatsächlich in Richtung dezentralisierte Verantwortung – mit einem Controller im Hintergrund.»
«IQSoft ist das beste Tool, das ich bis jetzt kennengelernt habe.»
Fehlerfreier Sprung in die Gegenwart
IQSoft gehört zu jenen Software-Produkten, die laufend modernisiert werden. Hans-Peter Kost: «Wir veröffentlichen seit langem drei Hauptreleases pro Jahr.» Das wichtigste Update der letzten Jahre war dabei der Sprung zur IQSoft Version 7.9. «Dafür haben wir das Programm buchstäblich neu entwickelt.»
Krzysztof Szpila hat als erfahrener Qualitätsfachmann eine ganze Reihe von Werkzeugen zur Prozesslenkung erlebt: «Ich kannte IQSoft vorher nicht. Kürzlich haben wir nun das Update auf IQSoft 7.9 vollzogen. Ein Meilenstein, denn wir haben dabei viele vorhergehende Versionen übersprungen. Das hat fehlerfrei funktioniert, was mich schon erstaunte. IQSoft ist das beste Tool, das ich bis jetzt kennengelernt habe.» Es sei für Smurfit Kappa zwar überdimensioniert, aber dank der guten Skalierbarkeit sei das kein negativer Faktor.
Bei der IQS AG in Zofingen kennt man diese Rückmeldung. Hans-Peter Kost: «IQSoft eignet sich für fünf Leute genauso wie für einen Weltkonzern. Natürlich kann das Programm von Haus aus mehr als die meisten Kunden zu Beginn brauchen. Der Nutzer kann mit ein, zwei Modulen einsteigen und dann dabeibleiben. Ich erlebe es aber oft, dass IQSoft nach seiner Einführung graduell ausgebaut und immer breiter eingesetzt wird.»
Maschine aus? Stillstand nutzen!
Paul Beck: «Unsere Anlagen sind modern. Aber sie müssen gewartet werden. Das möchten wir alles geplant haben, damit die Maschinen nicht unerwartet ausfallen.» Entsprechend optimiert Smurfit Kappa derzeit die Verwaltung der Betriebsmittel. Szpila: «Alles inklusive aller Ersatzteile, Wartungszyklen und mehr wird in IQSoft erfasst, damit wir möglichst reibungslos arbeiten und Ausfälle vermeiden können.»
Hans-Peter Kost empfiehlt in diesem Zusammenhang smarte Planung, um Geld und Zeit zu sparen: «Wenn dann doch mal eine Maschine ausfällt, kann man gleich alles erledigen, was an Wartungen und Reparaturen sowieso in Kürze ansteht. Mit IQSoft ist das ohne Papierkram machbar, weil wenige Klicks im Überblick zeigen, was zu erledigen ist. Es ist fast unheimlich, was passiert, wenn man Infos strukturiert und verlinkt».
Die aktuelle To-Do-Liste
Qualitätsoptimierung ist ein Langstreckenprojekt. Und mit einer modularen Software wie IQSoft ergeben sich laufend neue Optionen zur Automatisierung und Verbesserung. Derzeit auf der Smurfit Kappa Swisswell – Pendenzenliste: Die Einführung des Moduls Prüfmittel als Ersatz für bestehende Excel-Listen und die Überführung der manuellen Audit-Verwaltung ins IQSoft Auditmodul.
Zu guter Letzt
Im September 2023 sorgte eine Meldung aus der Verpackungsindustrie für brancheninternes Aufsehen: Smurfit Kappa, der größte europäische Anbieter, und Westrock, das zweitgrößte US-Verpackungsunternehmen, planen den Schulterschluss. Durch diese Fusion wird die Gruppe unter dem Namen Smurfit Westrock nach Umsatz zum grössten börsennotierten Verpackungsunternehmen weltweit. Man darf gespannt sein, welche Rolle IQSoft beim neuen Verpackungsgiganten spielen wird.

Krzystof Szpila, Head of Quality Management,
Smurfit Kappa Swisswell AG